(6. Monat) Sicherheit

Wir sind zwar als geschlossene Gruppe unterwegs und wissen wohin wir reisen und was wir brauchen, dennoch ist es so wichtig mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen. Manchmal bewahrt es uns vor unnötigen Sehenswürdigkeiten, weil sie z.B. gar nicht mehr da sind, wie z.B. der Flugzeugfriedhof in Bangkok. Oder die Unwissenheit wie wir von „A“ nach „B“ kommen wird durch ein einfaches kurzes Gespräch aufgelöst. Was aber die Gespräche mit anderen Reisenden so wertvoll macht ist die Sicherheit das wir, damit meine ich die Gruppe „Reisende“ miteinander verbunden sind. Wir öffnen uns für die Welt und tragen die für uns guten Erlebnisse weiter an andere Reisende und später auch mit nach Hause.
Natürlich ist es am Einfachsten sich mit Deutschen zu unterhalten, denn in der Muttersprache lässt es sich am leichtesten sprechen, aber alle Nationalitäten verständigen sich auf Englisch und das vermittelt die Sicherheit das alle Menschen sich irgendwie verstehen.
Sicherheit bietet auch, das die Gespräche einen selbst bestätigen. Damit meine ich, wir haben so unterschiedliche Menschen kennen gelernt, die aus unterschiedlichen Intentionen reisen die vor anderen Herausforderungen in ihrem Leben standen als wir und trotzdem den Mut aufgebracht haben sich auf den Weg zu machen. Ich möchte ihnen drei unserer Begegnungen aus Asien vorstellen.

Thomas, 53 Jahre alt, Beruf: Altenpfleger.
Wir haben zusammen im 2 Sterne Hotel gewohnt. Hier in Luang Prabang (Laos) gibt es eine Menge solcher Hotels, denn es ist ein Backpacker Eldorado. Das Hotel ist hellhörig, klein, hat aber Charme. Schnell kamen wir ins Gespräch und Thomas ist aufgeschlossen, samftmütig und verrückt, aber das macht ihn so sympathisch. Wir wären wahrscheinlich an diesem Hotel vorbei spaziert, denn auf dem ersten Blick sah es nicht aus, das es für uns geeignet wäre. Doch Thomas kam zu uns und sagte: „Hey, es ist sauber und ordentlich und die Zimmer sind groß und die Dusche warm… was wollt ihr Besseres?“
Das war der Beginn von tollen kleinen Gesprächen auf der Dachterrasse vom Hotel. Einen Abend saßen wir länger zusammen. Thomas war nicht wie ich, eine Mama die darauf achtet das alles seine „Richtigkeit“ hat. Er plauderte über die „Märchenwelt Deutschland“ (die Geschichte verlinke ich euch hiermit gerne!) Über das Recht und Unrecht von Politik, Vergleiche zu Deutschland und das, was wir am Ende den Menschen die wir in den Ländern besuchen „zurück“ geben können. Mit anderen Worten, jeder Reisende sollte darauf achten, das sein „Fußabdruck“ im besuchten Land möglichst neutral ist. Wir produzieren schon genug Müll, dieser sollte dann nicht am Straßenrand oder Strand liegen! Es macht spaß mehr zu geben als zu nehmen… Thomas erzählte uns, das er hin und wieder älteren Menschen hilft mit seinen Tipps und Tricks als Altenpfleger. Ihnen zeigt wie sie mobil bleiben oder einfach mal die Angehörigen entlastet, dadurch das er mit anpackt. Manchmal kauft er auch einfach Dinge, die die Familien so dringend gebrauchen können.

Stellen sie sich vor, ein blond gelockter 50zig jähriger mit runder Brille und ganz lieben Blick zieht an seiner Zigarette und trinkt dabei einen Kakao und erzählt wie er einfach einen Kühlschrank für eine Familie gekauft hat, weil diese so dringend einen brauchten. Das sind genau die Geschichten, die das Leben schreibt. Plötzlich zog er seinen Ärmel hoch und zeigt uns stolz seine Tätowierung. „Nepal“ steht mit großen Lettern auf seinen Unterarm. Wir erfuhren an diesem Abend so viel über Nepal und den Menschen dort, das wir dem nachgeben möchten. Passt es von der Zeit in unserer Reiseplanung dann werden wir Nepal besuchen und die Partnerschule von Felix Gymnasium noch dazu. Wir freuen uns wirklich auf das Erlebnis. Aber zurück zu unserer Terrasse. Die Jungs blühten bei der coolen Aussprache und den vielen Erlebnissen auf, sie Diskutieren heiß und innig mit Thomas über Gott und die Welt. Schauten sich von „außen“ einmal die Reise an und waren dann sichtlich stolz das sie das erleben dürfen.
Das Gespräch hatte Spuren hinterlassen, die Jungs kamen am nächsten Morgen voller Tatendrang herunter und waren der Gruppe „Reisende“ tiefer verbunden als zuvor. Wie gesagt, es sind die Momente die ich genieße, denn die Reise ist und bleibt Anspruchsvoll. Teenager sind nicht einfach in diesem Alter und die Gefühlsausbrüche sind wie auf einer Achterbahn.
Zum Abschluss haben wir mit Thomas die Whats App Nr. ausgetauscht und wir umarmten uns und wünschten uns eine gute Reise.
Ach und was ich noch einschieben möchte ist, Thomas arbeitet 2 Jahre Vollzeit und abends jobbt er zusätzlich in einer Kneipe und dann ist er wieder 2 Jahre unterwegs… Nepal, Laos, Thailand usw. usw.

Der Sonnenuntergang war wie aus dem Bilderbuch und ich saß mit meinem Mann am Fluß Mekong und wir beobachteten die Long Trail Boote auf dem Wasser. Wie immer konnte ich gar nicht genug Bilder machen, ich liebe es mich mit der Kamera auszuprobieren und hoffe ihr erkennt dies ein bisschen auf meinen Insta-Stories. Auf einmal kam von hinten ein Mann zu uns und begrüßte uns auf „Deutsch“. Hey, habt ihr Bilder von mir gemacht? Ich habe es im ersten Moment gar nicht kapiert und sagte, klar mache ich ein Bild von dir. „Nein, nein ich war gerade auf einem Boot und du hast fotografiert und ich hoffe ich bin auf einen deiner Bilder drauf!“ Tatsächlich, habe ich tolle Aufnahmen gehabt. Wir kamen ins Gespräch. Ich heisse Nadeem und meine Frau wird sich freuen über ein Bild welches nicht immer ein Selfie von mir ist. Kurz darauf kam Felix dazu und das Grübeln im Gesicht von Nadeem war nicht mehr zu übersehen. Dann kam ersteinmal die Frage nach der Schule und auf einmal war er freudig und ein bisschen betroffen gleichzeitig.

Gerade vor zwei Monaten hat er seine Firma verkauft und war einfach Urlaubsreif und wollte raus aus Deutschland. Doch gerne hätte er seine Familie dabei, aber das geht ja nicht wegen der Arbeit von seiner Frau und der Schule. Dann nahm er sein Handy aus der Tasche und rief spontan seine Frau an und stellte uns als die vor, die es „geschafft“ haben! Was für eine verkehrte Welt, dabei war er derjenige der sich mit ca. 46Jahren absolut frei fühlen könnte.
Das war ein schöner Moment, die Augen bei Nadeem leuchteten und die Hoffnung mit seiner gesamten Familie auf Reisen zu gehen war nun ganz nah, denn wir saßen vor ihm und unterhielten uns über unsere vergangen Monate.
Alles „Schwere“ viel von ihm ab und hätte er gekonnt, dann hätte er sich nach Hause gebeamt.
Reisende bereichern sich, es werden nicht nur Informationen ausgetauscht, sondern Gefühle geweckt die einen zum Leuchten bringen. Ich nenne dies eine Form von Achtsamkeit die ganz von alleine passiert. Was habe ich zu Hause an Zeitschriften gekauft, Bücher gelesen und Apps ausprobiert. Es braucht nur ganz viel Abstand von zu Hause und ein bisschen Hingabe auf Menschen zuzugehen, das genügt!

Angekommen mit einem Boot und einem wahnsinnigen Treppenaufstieg zur Straße standen wir mitten im nirgendwo in Laos. Dadurch das wir keinen Internet Empfang hatten konnten wir auch nicht beurteilen, wie weit sind die Wege bis in den Ort. Wenn alle TukTuks weg sind, dann stehen wir im dunkeln am Bootsanleger und sind lost. So, auf jetzt habe ich zu mir selbst gesagt, ich muss einen der vielen Menschen ansprechen und nach Hotspot fragen. Raucher sind dafür perfekt, die haben eine Zigarettenlänge zeit und ich kann mich orientieren. Meine Gang war noch mit dem Gepäck beschäftigt und haben noch bei Damen geholfen die außer Atem waren ihr Gepäck die Treppen hinauf zu schlurfen.
Gerrit war 23 Jahre alt und sprach sehr gut Englisch. Kein Wunder er ist seit seinem 18ten Lebensjahr im Wechsel alle 3 Monate in der Welt unterwegs. Er arbeitet als Physiotherapeut und nimmt sich die Freiheit zu reisen. Er hat schon so viel in Thailand auch in seinem Job dazugelernt. Das macht ihm Spaß und mittlerweile hat er in Thailand viele Freunde. Er freut sich, das er gern gesehen wird und erzählt mit einem strahlenden Blick, das die ersten Wochen immer belegt sind mit seinen Freunden in Bangkok und den vielen weiteren Orten von Thailand Zeit zu verbringen. Er hat schon viel von Thailand, Laos und Kambodscha gesehen, aber noch nicht alles und er möchte noch viel mehr entdecken. Ganz entspannt sitzt er im TukTuk neben uns und lässt alles auf sich zukommen. Wir waren ein bisschen nervös, weil die Koffer oben auf dem kleinem Fahrzeug verstaut waren, sie waren nicht gesichert und zudem noch wirklich schwer. „Ihr wart noch nicht so oft in Thailand, oder?“ Gerrit sprach immer Deutsch und danach in Englisch, denn er war sehr höflich und wollte das junge Pärchen, die aus Norwegen kamen, nicht außen vor lassen. Er beruhigte alle Fahrgäste im TukTuk und war sichtlich stolz, das er ein Profi im Reisen war. Wertschätzend muss ich ihm antworten, das ich das bemerkenswert finde, das er das macht.
Er hat ein Diskussion bei den Jungs entfacht, wie könnte bei ihnen denn die weitere Lebensplanung nach der Schule aussehen? Fragen wie, in welchem Job kann ich viel reisen, oder welche Arbeit kann ich überall ausführen? Ab da haben mein Mann und ich oft den Satzanfang: „Stell dir mal vor….!“ von beiden Jungs gehört. Und jedes Mal müssen wir ihnen die Bestätigung geben, das ihnen die Welt offen steht. Das tut sie wirklich, du musst nur lieben was du tust.

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