(7. Monat) Die Weltreise kurz vor dem scheitern!

Unser schwerster Monat! Klar, wir machen auch nicht alles richtig auf der Reise!
Aber der respektlose Umgang, speziell von Felix, mit uns und seinem Bruder machen die Reise unerträglich. Jeden Abend und jeden Morgen gibt es Streit. Meistens sind es Banalitäten, wie z.B. „die Pizzeria gefällt mir aber nicht!“ Oder das die Teens unzufrieden sind, wenn es um organisatorische Dinge geht.
Stellen sie sich vor, sie steigen aus den Flieger und es sind 29Grad mit einer 80%igen Luftfeuchtigkeit. Sie haben mehrere Schichten an Kleidung übereinander an, da sie kein Übergepäck bezahlen wollten, sind im fremden Land ohne Geld und ohne Handy Empfang. Noch bevor sie die Einreise beim Grenzbeamten passieren, haben die Jungs streit. „Der Koffer steht zu weit links, da kann ich dann nicht mehr stehen!“ Das erste Schimpfwort fällt. Die Zurechtweisung erfolgt auf dem Fuß. Ein Wort ergibt das andere. „Wenn es so weiter geht, reisen wir in das Land gar nicht mehr ein!“
Wir schaffen es mit erhöhtem Stresspegel in ein Taxi, auf dem Weg zu einer Shopping-Mall. Dort können wir unsere Handys mit regionalen Sim Karten einrichten lassen. Das erfordert sehr viel Geduld. Der Schweiss läuft von der Stirn. Pässe, Flugtickets, Tarife auf alles muss geachtet werden und das kostet Zeit und auch Nerven. Überflüssig an dieser Stelle ist das Gemaule, ich habe Kopfschmerzen, ich kann dies nicht, ich kann das nicht, das dauert so lange, bekomme ich unlimited als Datenvolumen, ich will aber noch in diesen und jenen Shop.
Mein Mann und ich kommen an unsere Grenzen, denn wir haben das Gefühl wir reisen mit Kleinkindern. Das Handy wird unachtsam auf dem Tisch liegen gelassen, die Tasche fliegt unter einem Stuhl. Das Gefühl andauernd auf alles aufzupassen, nebenher noch die Paracetamol Tabletten suchen und etwas zum trinken organisieren. Warum ist das so?

Wir sind über 6 Monate unterwegs und der Reisetag war schon immer speziell. Jeder Handgriff sollte sitzen, aber das tut es nicht. In der Hektik vergisst mein Mann seine Brille beim Handyshop. Leider ist sie auch nicht wieder aufgetaucht. Schwupps ca 1.000€ weg. O.k. kurz darüber ärgern und schauen wie wir das in Zukunft machen.
Aber es ist nicht nur der Reisetag. Die Berücksichtigung von Visa-Bestimmungen, Lebenshaltungskosten, Orte die wir unbedingt besuchen möchten und auch das Wetter (denn unser Koffer ist kein vollständiger Kleiderschrank) ist eine Herausforderung das Land und die Leute kennen zu lernen. Das macht die Reise zu keinem Urlaub!
Zweifel kommen auf! Ich erzähle aus der Sicht von uns als Eltern: Wir haben ganz klar kommuniziert, das die Reise auch das ist was wir daraus machen. Für die Jungs heisst es, verantwortungsvoll mit Social Media umgehen, eine Vorbild-Funktion zu erfüllen. Darüber nachzudenken was gepostet wird… ach das war schon wieder zu viel, das ich das überhaupt gesagt habe! Meistens bekomme ich die Antwort, das sie besser wissen „was“ und „wie“ sie auf Social Media präsentieren wollen. Oder sie stecken so voller Angst, das sie nicht witzig genug sind oder das der Kontent niemanden interessieren könnte, das sie gar nicht erst anfangen.

Mein Mann und ich haben so viel mit den Jungs gesprochen, wir haben mit ihnen über Ideen gesprochen. Sie könnten sich selbst Challenges auferlegen
und selbstständig organisieren, wie wir diese erfüllt bekommen… Ein Beispiel: Wir haben auf den Philippinen ein Hotel direkt neben dem Haus von der Schwester des Bürgermeisters. Die Schwester hat einen Hund, der die ganze Nacht „weint“ weil er angebunden und Angst hat. Das lässt uns aber nicht schlafen! Wir sprachen mit der Rezeption und die sind sehr zaghaft mit der guten Schwester. Dann wäre es doch super, wenn wir mit dem Roller zum Bürgermeister fahren und mal nachfragen. Warum denn eigentlich nicht? …..
Ich weiss gar nicht wo ich anfangen sollte, Themen, Thesen, Gelegenheiten zu präsentieren. Jeden Tag könnten wir, wenn wir wollten etwas über die Erlebnisse im fremden Land erzählen. Doch die Realität für Teenager sieht so aus: schöne Reisebilder zu posten, daran zu zweifeln ob ich unterhaltsam oder witzig bin.

Das hat nichts mehr mit Vorbild zu tun, sondern ist das Resultat von der Crème de la Crème der Insta- und YouTuber die an der Spitze ihres Erfolges stehen und machen können was sie wollen. Aber ich möchte das nicht alles „schlecht“ machen. Viele von den Jungs kreieren einen sinnvollen Kontent. Setzten sich für den Tierschutz ein oder stellen ein Business auf die Beine. Aber sie haben die Power sich anders darzustellen, sie reisen um die Welt, sind heute hier und morgen da, ein Team im Hintergrund sichtet das gedrehte Videomaterial und erledigt den Rest.
Unser Sinn der Reise ist das Mindset zu öffnen, sich auf fremde Länder einzulassen. Über uns hinauszuwachsen! Wir wissen, das die Jungs viel von der Reise mit nach Hause nehmen werden, doch sie könnten mehr machen. Zu Hause haben sie die Pflicht zur Schule zu gehen, das ist ihr Job! Sie gehen zum Sport und treffen sich mit Freunden. Warum können sie nicht in einem fremden Land auf die Menschen zugehen, Freunde finden, selbständig Ziele setzten und darüber in Bilder berichten? Warum verdammt geht das nicht? Verlangen wir als Eltern zu viel?
Ich speziell als Mama bin an meine Grenze gekommen. Ich selbst habe meine Herausforderungen! Ich bin zu Hause ordentlich, mag ein sauberes zu Hause, bin tierlieb und achte auf die Ernährung. Das haben wir seit Monaten nicht mehr. Z.B. auf den Philippinen ist im Hotelzimmer die Klimaanlage nicht zu ertragen, sie ist zu laut, darum schwitzen wir nachts. Die Dusche funktioniert nur teilweise und ist verrostet. Die Koffer machen wir ständig zu wegen der Luftfeuchtigkeit. Ich bin einfach nach meiner Krebserkrankung nicht zu einhundert Prozent fit und hinzu kommt die schlechte Ernährung. Hier gibt es kein Vollkornbrot oder Müsli und ich vermisse es so schrecklich!. Es gibt hier Eier, Eier und Fleisch und nochmal Fleisch und jede Menge Reis und das morgens, mittags und abends. Am Straßenrand wird das rohe Fleisch verkauft und kranke Tiere säumen die Straßen.
Sie merken, ich bin in Stimmung für diese kleine Geschichte!

Und dann muss ich die Faust in der Tasche ballen, wenn ich Post sehe wo mein Sohn erzählt wie er im Paradies ist und sich nach dem Frühstücken wieder ins Bett legt. Wir, als Eltern, sitzen schon seit Stunden mit dem I-Pad unter einer Palme und checken Mails, bezahlen Rechnungen und besprechen was wir ändern können. Doch wir sind einfach müde! Wir haben uns selbst Urlaub auferlegt. Wir wohnen für 5€ die Nacht und fahren zu einem 5 Sterne Hotel und genießen den Strand und den guten Kaffee. Ich schreibe eine Liste für die Jungs, die sie für unsere nächste Destination „Japan“ abarbeiten müssen. Sie sollen die goldene Route planen. Sie glauben gar nicht wieviele Kompromisse und wie sehr wir uns zurück nehmen müssen. Anders herum bedeutet es auch sich gegenseitig zu stärken, sich den Freiraum zu geben den jeder braucht um sich zu entwickeln. Unser Bester Freund würde an dieser Stelle antworten: „Es ist nur eine Phase, Hase!“ Aber ist es wirklich so? Oder brauchen Teenager ihre Komfortzone? Müssen sie im Bett liegen? Daneben stehen wenn der Vater die Koffer aus dem Taxi wuchtet? Immer hinten stehen wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen, aber vorne stehen wenn wir einen Roller mieten?
Ich könnte noch ewig so weiterschreiben, aber ich möchte an dieser Stelle allen Eltern von Teenagern mitteilen, auch wenn wir die Chance ergriffen haben auf Weltreise zu gehen, heisst es nicht das jeder in der Familie die Chance auch erkennt. Erst wenn es zu spät ist, dann kommt das erwachen… wir werden sehen ob und wie es weitergeht.

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