(4. Monat) That`s the part of life!

Nach deutscher Pünktlichkeit stehen wir an der Fort Railway Station in Colombo und warten auf unseren Zug. Er sollte um 10:30am abfahren. Wir drei überragen mit unserer Größe die meisten „Inder“ obwohl es eigentlich keine Inder sind sondern Sri Lanka war ein eigenständiges Volk. 

Ich trage ein Sommerkleid. Immer wieder greife ich mir ans Bein, weil ich denke das eine Mücke mich sticht. Doch es ist nur der Schweiss der mir die Beine hinunter rinnt. Wir werden immer wieder angeschaut. Wir sind weiss mit blauen Augen und hunderte Menschen um uns herum sind klein mit dunklen Haaren und braunen Knopf Augen. Ich komme mit einer süßen mitte 20zig Jährigen Frau ins Gespräch. Der Zug hat Verspätung aufgrund technischer Probleme. O.k. wir stehen Eng an der Bahnsteigkante und warten. Denn alle Menschen tun dies. Ich frage warum denn gerade heute so viele Familien hier seien. Sie sagt, es ist doch Holiday. Ach so, wie lange sind denn Holiday`s? Lächelnd schaut sie mich an und sagt, nur heute! Dann fügt sie hinzu. Immer wenn Vollmond ist sind Holiday`s für einen Tag. 

Wunderbar, deshalb haben wir auch kein Zugticket bekommen wegen mit einem Sitzplatz. Aber das wird schon, wir können uns auf die Koffer setzten. Die Zeit verrinnt und mittlerweile sind es schon mehr als 90 Minuten die wir warten. Der Schweiss rinnt uns allen von der Stirn, die Jungs stöhnen das sie gar keine Lust mehr haben. Die junge Frau und ich unterhalten uns über politische Situationen im Land, über die List des Stehlens hier und warum der Glaube „Geld“ kostet. 

Sie sagt, es hängt alles miteinander zusammen. Die Not macht die Menschen erfinderisch und der Glaube ist ein Wirtschaftszweig geworden.  Die Regierung unternimmt zu wenig um die Geschehnisse im Land aufzuhalten. 

Endlich der Zug rollt ein. Ich ermahne die Jungs ihre Sachen alle eng bei sich zu tragen. Piet möchte den Zug noch filmen, doch ich sehe dem mit Besorgnis entgegen. Ist genug Zeit um auf alles aufzupassen? Es geht los, ich drängel mich hinein und rufe den Jungs nach, sie mögen es ebenfalls tun damit wir überhaupt alle mitkommen. Piet verliert ein Schuh, egal was solls. Wir sind alle beisammen. 

Wir stehen und können gar nicht umfallen. Doch dann ruft Piet:“Mein Handy ist weg!“ Wir suchen alles ab. Es ist verschwunden. Auf Knien, so gut es geht schauen wir unter den Koffern und Sitzen. Der Zug ist noch nicht losgefahren. Die Polizei kommt, schaut und macht und tut. Aber was soll sie tun? Alle durchsuchen?

Piet wimmert und weint, keine Chance. Ich bin sauer und mache meinen Unmut laut Luft. Alles Diebe hier! 

Schnauze Piet an, warum er nicht auf mich hört! Was für eine verdammt Scheisse. Ich bin in diesem Moment so leer, wie schon lange nicht mehr. Die Hitze, die vielen Menschen um einen herum die einen anstarren. Das andauernde Aufpassen, das einem nichts weggenommen wird. Ich will hier weg. Nach Hause in mein Zuhause, wo ich sicher bin.    

Zu viel Gepäck, zu viel Ärger mit den Jungs, die einfach nicht auf mich hören wollen. Den Streit am Morgen mit Felix habe ich noch nicht verdaut. Meine Nase ist immer noch zu, die Erkältung von Mexico steckt mir noch in den Knochen. Ich kann gar nicht klar denken, eigentlich will ich auch gar nicht alle Probleme lösen. Das neue Handy ist weg. Ich habe kein Plan „B“ und kann auch nicht trösten, weil ich sauer bin, auf das Land und meinem Sohn. 

Ich halte meine Sachen fest. Ich wünschte die Fahrt würde schneller gehen. Augen sind auf mich gerichtet. Die süße Frau mit der ich mich unterhalten habe lugte um die Ecke und erzählt, das sie mit der Polizei telefoniert. Es ist ein Handy gefunden worden, doch leider war es Fehlanzeige. Es war nicht Piets Handy. 

Die Fahrt schein endlos zu sein. Es ist nun schon 13.30h und eigentlich wären wir jetzt da, doch es sind immer noch 1,5 Stunden wegen der Verspätung. Ich hatte den Zug ausgewählt, weil dieser so nah am Wasser vorbei fährt und der Blick auf die Gegend sehr schön sein soll. Doch leider sieht man nichts von der Umgebung, nur Menschen über Menschen. Das kleine ältere Ehepaar neben mir, scheinen die Religion der Kaste sehr ernst zu nehmen. Sie tragen beide traditionelle Kleidung. Der Mann riecht unangenehm. Immer wieder zieht er seinen Rock zwischen den Beinen hoch. Die Frau hat irgendetwas in ihrer kleinen Plastiktüte, was während der langen Fahrt nur noch ein Klumpen ist. Ich hatte die Idee, schreiend durch den Zug zu laufen und zu sagen, ich gebe 100 Dollar für das Handy. Aber zwei Männer, denen ich von der Idee berichtete, hielten mich davon ab dies zu tun. 

Ausgerechnet ein junger Deutscher stört das ganze Geschehnis. Er lässt seine JBL Box laut aufspielen und macht einen auf Surfertyp.

Die junge Frau telefoniert noch mit unserem alten Hotel. Der Manager war so hilfsbereit und deshalb hinterlegen wir dort unsere Kontaktdaten. Falls doch noch eine gute Nachricht kommt. Wir bitten den Typen, es wäre toll wenn wir das klären könnten. Er meint, es ist doch nicht sein Handy und deshalb ist ihm das egal. Ich war so sauer, das ich ihn wüst beschimpfe, was der doch für ein deutsches Arschloch sei.  

Die will einfach nicht enden. Wir halten an, dann fahren wir auf einmal rückwärts. Ein anderer Zug passiert und ich hoffe das uns nichts passiert. Mir schwirren Bilder von Zugunglücken im Kopf herum. Wir fahren eine ganze Weile rückwärts und ich glaube schon, das wir gar nicht mehr ankommen. Ein Mann beruhigt mich und sagt, dass wir noch in die richtige Richtung fahren. Ich bin dafür auszusteigen und den Rest mit dem Taxi zu fahren. Doch ich muss ein gutes Vorbild sein und den Jungs signalisieren, das wir durchhalten. Endlich sind wir da, die Menschen helfen uns mit dem Gepäck, doch ich bin sensibilisiert. Den silberneren Koffer rufe ich den Jungs zu, lasst ihr nicht aus den Augen! Ich bleibe im Zug und passe auf das sie wirklich all unser Gepäck durchs Fenster reichen. Dann steige ich aus. Wir zögern und das kostet Zeit, denn auf einmal waren alle TukTuks belegt. Ich will eigentlich gar kein TukTuk. Ich will ein Auto wo unser Gepäck platz hat. Ich will mich nicht ausgenutzt und ausgesetzt fühlen. Für heute ist einfach genug! Felix geht voran. Hey, er will doch nur 500haben, das sind umgerechnet 1,50$. Also gut, das machen wir. Irgendwie wird alles in diesen kleinen Fahrzeugen verstaut. Unser kleines Hotel ist niedlich, das Zimmer ist schön und wir sind froh endlich unter die Dusche zu können und dann einfach nur auf dem Bett zu liegen. Am liebsten wäre ich jetzt alleine und würde gerne ein Runde heulen. Dann eine Flasche Wein köpfen dazu ein dickes Stück Käse essen und Aktion Film schauen. Stattdessen haben wir Wasser und Kekse, einen weinenden Jungen bei mir im Bett und wie so oft einen schlecht gelaunten Felix im anderen Bett. Es ist schwierig da die Contenance zu behalten. 

Wir mussten noch ein bisschen wach bleiben. Piet hat sein altes Handy aufgeladen und ich habe mit Hilfe von der App „Wo ist“ sein gestohlendes Handy getrackt. Wir konnten sehen, wo der Dieb ausgestiegen ist. Wir konnten auch sehen wo er sich gerade aufhält und das hat mich sehr wütend gemacht. Wir waren aber über 100km weit weg.

Fortsetzung siehe nächste Geschichte „Schnitzeljagd auf Sri Lanka” :  https://weltreise-mit-teenagern.de/alltag/schnitzeljagd-auf-sri-lanka/

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